

Durch den Erfolg von Marie Kondo und dem minimalistischen Wohnstil waren Ordnung und die Reduktion auf das Wesentliche bei der Einrichtung der eigenen vier Wände nun lange Zeit DER Trend in Sachen Interior Design. Doch nun erobert der Einrichtungsstil Cluttercore die Wohnräume und stellt das bisher Angestrebte wortwörtlich auf den Kopf. Statt Perfektion und Ordnung scheint das Chaos das neue Nonplusultra beim Einrichten zu sein. Doch was verbirgt sich wirklich hinter Cluttercore? Welche Farben, Formen und Materialien kennzeichnen den Stil? Und wie lässt er sich am besten umsetzen? Wir verraten es Ihnen!
Cluttercore – ein Lebensgefühl wird zum Wohntrend
Die Begeisterung für Cluttercore ist vor allem bei der Generation Z, also den jungen Menschen, die zwischen 1997 und 2012 zur Welt gekommen sind, sehr verbreitet. Unter dem Hashtag #cluttercore werden auf TikTok und Instagram Wohnungen und Räume gezeigt, die auf den ersten Blick wahllos mit Möbeln, Bildern und anderen Gegenständen in unterschiedlichen Mustern und Farben vollgepackt erscheinen. Und auch die Bezeichnung des Wohntrends, die sich aus den englischen Wörtern „clutter“ (=Krimskrams) und „core“ (= Kern) zusammensetzt, könnte auf den ersten Blick kaum treffender sein.


Das offenbare Chaos steht dabei in einem starken Kontrast zu dem bis dato beliebten minimalistischen Einrichten. Kim Kardashians Villa, die sich im cleanen Look in beigen Farben präsentierte, galt auf Social Media als Paradebeispiel des Minimalismus und erfreute sich vor allem bei den Millenials großer Beliebtheit. Der für den Cluttercore prägende Maximalismus markiert somit auch eine Trennlinie zwischen den Generationen.
Cluttercore ist jedoch mehr als nur ein Einrichtungsstil, der mit bisherigen Trends bricht. Es ist gleichzeitig eine politische Bewegung und Ausdruck eines Lebensgefühls, das von Chaos dominiert wird. Pandemie, Klimawandel, Krieg – mit all diesen Ungewissheiten sieht sich die junge Generation aktuell konfrontiert. Der Zustand ihrer Wohnräume ist dabei ein Spiegel ihrer Seele. Gleichzeitig möchten Anhänger des Cluttercores der weltlichen Unordnung entkommen und gestalten ein kontrollierbares und sortiertes Chaos. Denn auch beim Cluttercore gibt es meist einen roten Faden in der Einrichtung.
„Mehr ist mehr“ – das zeichnet eine Cluttercore Einrichtung aus
Individualität steht beim Cluttercore im Fokus und da sich der Mensch im Laufe der Zeit ändert, wächst und verändert sich auch seine Einrichtung. Cluttercore gibt darum keine strengen Richtlinien vor, die beachtet werden müssen. Erlaubt ist prinzipiell alles, was gefällt. Trotzdem gibt es ein paar typische Merkmale und Gegenstände, die einen Wohnraum im Cluttercore auszeichnen:
- Vintage-Möbel und Gegenstände für ein heimeliges Wohngefühl
- Kitsch in bunten Farben und Formen
- Persönliche Erinnerungsstücke
- Zahlreiche Dekoartikel wie Bücher, Fotos, Bilder, aber auch Pflanzen
Ziel des Wohnstils ist dabei nicht ein perfektes Gesamtbild, sondern dass eine Geschichte erzählt wird und der Raum die Persönlichkeit des darin lebenden Menschen widerspiegelt. Perfektion und starre Normen haben im Cluttercore nichts zu suchen, vielmehr sollen die alltäglichen, kleinen Dinge gezeigt werden, die Freude ausstrahlen. Oft hängt an jedem dieser Stücke ein emotionaler Wert. Der Cluttercore kann somit in vielen verschiedenen Facetten daherkommen.
Obwohl sich der Stil oft ungewöhnlicher Kombinationen bedient, wird aber beim genauen Hinsehen meist deutlich, dass er einem bestimmten Farbschema oder einem Thema folgt. In der Regel hat auch jeder Gegenstand einen festen, sorgfältig durchdachten Platz, sodass keineswegs ein absolutes Chaos herrscht.


So setzen Sie den Cluttercore in Ihrem Zuhause um
Sie haben sich in die Einzigartigkeit des Cluttercore-Wohnstils verliebt und sind unsicher, ob er sich in Ihrem Zuhause umsetzen lässt? Dann fangen Sie in kleinen Schritten an und dekorieren Sie zunächst eine Ecke oder ein einzelnes Zimmer im Cluttercore. Anbei stellen wir Ihnen drei Ideen für die Umsetzung Krimskrams liebenden Stils vor:


- Die Leseecke im Cluttercore-Look: Sich von Büchern zu trennen, fällt vielen schwer. Beim Cluttercore-Wohnstil ist dies auch gar nicht nötig. Richten Sie Ihre Leseecke mit vollen Bücherregalen ein. Der Geruch von alten Bänden und Papier sorgt für die richtige Atmosphäre. Kombinieren Sie dabei verschiedene Farben und Größen und verzichten Sie auf eine bewusste Sortierung der Bücher. Wer auf eine Prise Ordnung nicht verzichten kann, sortiert nach Farben, aber nicht nach Formaten und lockert das Bücherregal mit dekorativen Figuren auf.
- Ein Schreibtisch im Cluttercore-Stil: Ja Sie haben richtig gelesen, auch auf dem Schreibtisch, auf dem Ablenkung eigentlich nicht erwünscht ist, kann der Wohnstil umgesetzt werden. Bei minimalistischen Schreibtischen ist die Versuchung oft groß, in Pausen direkt aufs Handy zu schauen. Wer eine Wand mit Pflanzen und ein paar farbigen Highlights dekoriert, lässt den Blick in der Pause eher dorthin schweifen. Hier kann das Auge sich viel besser von der Bildschirmarbeit erholen als beim Blick aufs Handy.
- Küche im Cluttercore-Style gestalten: Schönes Geschirr oder hochwertige Pfannen und Töpfe kommen in der Küche meist gar nicht zur Geltung, sondern verschwinden hinter den Schranktüren. Wählen Sie einige Stücke aus und hängen Sie diese mit einem Haken an die Wand. Das sieht nicht nur dekorativ aus, es ist auch sehr praktisch, denn alles ist sofort griffbereit.
Für wen ist der Cluttercore geeignet?


Keine Frage, das geordnete Chaos ist nicht jedermanns Geschmack. Wenn Sie Wert auf Ruhe, Beständigkeit und eine schnelle Reinigung aller Flächen legen, werden Sie mit dem Cluttercore Style wahrscheinlich nicht glücklich. Sollten Sie sich stattdessen nur schwer von Erinnerungsstücken trennen können und möchten Sie mit Ihrer Einrichtung besonders viel Individualität ausdrücken, dann wagen Sie den Versuch und lassen Sie den unkonventionellsten Einrichtungstrend in Ihr Zuhause einziehen.
Das Tolle daran: Mit dem Cluttercore Stil entscheiden Sie sich auch für einen sehr nachhaltigen Wohnstil. Denn statt die vier Wände mit Möbeln und Deko aus Massenproduktionen zu gestalten, entsteht beim Cluttercore-Trend ein individuelles Antiquitätenpotpourri.